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TradeRepublic spielt seine Karte aus

  • Finance

TradeRepublic ist seit Anfang Dezember eine Richtige Bank™ (wir berichteten). Nun folgt eine kostenlose Bezahlkarte. Das ist erst der Anfang.

Kostenlose Karte

Letztens landete eine Email der TradeRepublic in meinem Postfach: ich möge mich auf die Warteliste für eine kostenlose TradeRepublic-Karte setzen lassen. Eine edel verspiegelte Karte wurde gezeigt. Was genau sich hinter dem Angebot verbirgt, sieht man nicht sofort. Eine erste Analyse lieferte beispielsweise Finance Forward.

Nun bin ich ja ein Fan der TradeRepublic, wenngleich ich mich noch immer nicht ganz an deren neue App gewöhnt habe. Und Karten, die nichts kosten und auch noch gut aussehen, finde ich erstmal interessant.

Wenn Du allerdings glaubst, Du kriegst jetzt so eine hochverspiegelte Designerkarte für lau, dann täuschst Du Dich: das gute Stück kostet 50 Euro, und eine einfachere Ausführung 5 Euro. Kostenlos ist einzig die virtuelle Variante, also das Bezahlen via Apple Pay und Kollegen, bei der man die Karte selbst nicht in der Tasche haben muss. Da ich eine physische Karte aber ohnehin seit Jahren nicht mehr aus dem Portemonnaie gezogen habe, ist das zu verschmerzen.

Eine Debit Card

Wie sich herausstellt, handelt es sich um eine Debit-Karte des Anbieters Visa. Sie wird also überall dort akzeptiert, wo man grundsätzlich Visakarten nimmt. Das ist fast überall auf der Welt praktisch jeder, und in Deutschland sind es immerhin die meisten vernünftigen Geschäfte.

Eine Debit-Karte ist allerdings weder eine Kredit-Karte noch eine Girocard, sondern eine Art Hybrid aus beidem, aber mit eingeschränkten Möglichkeiten. Da sich viele Kunden nicht mit den Varianten auskennen, gibt das dann manchmal ein böses Erwachen, wenn zum Beispiel ein Restaurant die Karte nicht akzeptiert, weil man “nur EC”, also die Girocard, nimmt.

Im privaten Umfeld habe ich das gerade im Zusammenhang mit der Postbank erlebt: Viele Banken tauschen aktuell die klassische Girocard gegen so eine Debit-Karte aus. Die Gründe haben mit dem Maestro-System zu tun, was hier zu weit führt, aber es ist auch eine gute Gelegenheit für die Banken, sich nicht mehr mit Kontoüberziehungen befassen zu müssen.

Bezahlen, Zinsen, Saveback

  • Man kann überall damit bezahlen, wo man grundsätzlich VISA akzeptiert. Da es sich nicht um eine echte Kreditkarte handelt, kann man sie aber überall da nicht einsetzen, wo über die Karte eine Kaution reserviert wird, also zum Beispiel in Hotels oder bei Autovermietungen.
  • Wo man “nur EC” nimmt, nützt die Karte nichts.
  • Das Geld geht direkt (nicht am Monatsende) vom TradeRepublic-Konto ab, welches aktuell im Übrigen sehr ordentlich verzinst wird.
  • Mit dem Konto kann man derzeit nicht ins Minus gehen. Das kann unter Umständen lästig sein.
  • Geld abheben funktioniert, wenn ich das richtig gelesen habe, ab 100€ kostenfrei. Aber eben auch nur, wenn das Konto im Plus ist.
  • Für jede Zahlung gibt es 1% Saveback, das in einen ETF-Sparplan fließen kann. Zudem kann man Aufrundungsbeträge automatisch in Wertpapiere investieren lassen. Schöne Sache eigentlich, aber es gibt auch Kritik an den offenbar nicht ganz transparenten Bedingungen. Also genau hinsehen!

Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass TradeRepublic Karte und Depot über das gleiche Konto abrechnet. Das kann zu Verwirrungen führen. Haushaltsausgaben haben eigentlich nichts zwischen den Wertpapierabrechnungen zu suchen.

Das ist sicherlich für mich derzeit der Grund, diese Karte nicht einzusetzen. Allerdings gibt es auch ein paar Vorteile, und wen die Vermengung oben nicht stört, oder wer gar nicht die Absicht hat, Wertpapiere zu besitzen, der mag durchaus Gefallen daran finden, zumal das sicherlich nicht das Ende der Entwicklung ist.

TradeRepublic wird eine vollwertige Bank

Wie oben erwähnt, hat man inzwischen eine vollwertige Banklizenz. Das ist auch dringend notwendig, denn TR muss sich wie alle Discount-Broker damit herumschlagen, dass die EU inzwischen das sogenannte Payment for Order Flows verboten hat. Diese Art der Vergütung ist die Geschäftsgrundlage dieser Anbieter und ermöglicht ihnen, keine oder fast keine Gebühren von ihren Kunden zu verlangen.

Auf diese Weise ist in den letzten Jahren erst eine gewisse Aktienkultur in Deutschland entstanden – man kann mit kleinsten Beträgen und nahezu gebührenfrei am Wertpapiermarkt teilhaben. Viele Menschen haben auf diese Weise Zugang zum Investieren in Wertpapiere gefunden – eine zarte Pflanze, die unsere Zentralregulierer gerade wieder zertreten.

Die Strategie von TradeRepublic scheint darin zu bestehen, ihr Angebot stark auszuweiten und Anleger bei der Stange halten zu wollen, indem man auch Zahlungsdienstleistungen und mehr anbietet. Zudem mag eine gewisse Quersubvention auch in Zukunft günstiges Handeln von Wertpapieren ermöglichen.

Wie das alles ausgeht, kann im Moment niemand sagen. Deshalb empfiehlt es sich auch, die Nachrichtenlage rund um TR & Co. im Auge zu behalten.

Update Ende Februar

Inzwischen ist das Marketing dank etwas Druck klarer in seinen Aussagen geworden.


Keine Finanz- oder Anlageberatung. Der Autor kann dauerhaft oder zeitweise in erwähnte Produkte investiert sein bzw. besprochene Services selbst nutzen. Beachte bitte auch die Anmerkungen zu Wertpapieren im Impressum.