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Wie weiter mit Barclays?

  • Finance

Zuerst war es der Name und dann ein nicht so recht motiviertes Tagesgeldkonto. Aber nun ändert sich womöglich recht vieles bei Barclays.

Gebührenfreie Kreditkarten

Nicht viele haben überlebt auf dem Markt für gebührenfreie (echte) Kreditkarten in Deutschland. In den letzten Jahren hatten sich unter anderem schon die DKB und die ehemalige Comdirect verabschiedet.

Inzwischen finden wir in den Empfehlungen auf Finanztip nur noch die sogenannte Genialcard der Hamburger Hanseatic Bank. Verschwunden ist hingegen die Karte des deutschen Ablegers von Barclays.

Das liegt daran, dass die Karte nicht mehr wirklich gebührenfrei ist. Zwar besteht man noch immer darauf, keine Jahresgebühr zu erheben. Allerdings gibt es keinerlei Einsatzvariante mehr, die ohne Kosten auskommt. Stellt man nämlich den Rückzahlungsmodus auf 100% per monatlicher Lastschrift ein, dann werden dafür künftig jeden Monat zwei Euro fällig. Zahlt man hingegen in Raten zurück, dann ist man Zinsen ausgesetzt, deren Höhe ich hier aus Pietät lieber nicht nenne.

Barclays betont, dass die veränderten Konditionen nur für Neukunden gelten und für alle anderen alles beim Alten bleibt. Es besteht also für Nutzer kein dringender Handlungsbedarf. Man darf aber gespannt sein, wie lange dieser Zustand anhält. Sollte es einen neuen Eigentümer geben, dann wird er auch seine eigenen Regeln aufstellen – dazu weiter unten mehr.

Neukunden sollten sich auch im Klaren darüber sein, dass weitere Gebühren auf sie zukommen. Hebt man beispielsweise Geld am Automaten ab, überweist es sich von der Karte oder zahlt man für eine Lotterie, dann fallen Zinsen an.

Alternativen, Vor- und Nachteile

Barclays

Folgendes lässt sich bisher sagen: die Visa von Barclays ist für Bestandskunden bislang ein einfach zu handhabendes und bei richtiger Nutzung (Rückzahlung 100%!) bis auf gewisse Sonderfälle kostenfreies Produkt.

Etwas verwirrend ist bei Barclays das Feature, dass immer mindestens ein Monat vergeht, bis eine Zahlung abgerechnet wird. Das bedeutet, dass eine große Ausgabe, die man beispielsweise im Laufe des Dezember tätigt, erst auf der Abrechnung Anfang Februar auftaucht. Das gibt einerseits etwas Spielraum, beeinträchtigt andererseits aber auch die Übersichtlichkeit.

Positiv hervorzuheben ist das Partnerkartenprogramm. Als Ehepartner kommt man so mit einer einzigen Rechnung für beide Karten aus, wenn man das möchte.

Hanseatic

Genau diese Möglichkeit der Partnerkarte hat Hanseatic bei seinem Produkt vor einiger Zeit abgeschafft. Hier gibt es grundsätzlich nur einzelne Karten. Mehr kann ich über das Hanseatic-Angebot aus persönlicher Erfahrung bislang nicht sagen. Generell soll es aber auch hier bei korrekter Einstellung im wesentlichen kostenlos zugehen.

Amex Payback

Eine weitere Alternative für eine Kreditkarte ohne Jahresgebühr ist übrigens die Payback American Express. Sie taucht bei Finanztip unter anderem deshalb nicht auf, weil sie an das Payback-Programm gebunden ist. Wer sich davor nicht scheut oder ohnehin eine Payback Card besitzt, kann auch hier zugreifen.

American Express ist in Deutschland nicht so verbreitet wie Visa, das sollte man beachten. In meiner Umgebung funktioniert sie beispielsweise bei Penny, Lidl und Fressnapf, nicht jedoch bei Edeka. Tankstellen nehmen sie in der Regel, und die größeren Onlinedienste ohnehin.

Ein weiterer Nachteil der Payback Amex: Bargeld abheben kostet kräftig Gebühren, und ein Einsatz außerhalb des Euro ebenfalls.

Und sonst

Mag sein, dass es hier oder da noch weitere interessante Angebote gibt – ich behaupte nicht, dass das hier eine abschließende Auszählung ist. Schaut immer auch bei Finanztip vorbei.

Quo vadis, Barclays?

Zurück zu Barclays, das in Deutschland ja zunächst unter Barclaycard firmierte. In einem aufwändigen Rebranding tilgte man dann das card.

Vor einigen Monaten nun begann man dort neben der Kreditkarte auch ein Tagesgeldkonto anzubieten. Nach einiger Zeit passte man die Zinsen sogar fast bis an das Niveau von Trade Republic an.

Verwirrend bleibt die halbherzige Umsetzung: es gibt zwei verschiedene Logins für Kreditkarte und Tagesgeld. Ich habe noch keine Bank gesehen, die nur zwei Produkte anbietet (ja okay, Kredite machen sie auch noch) und dafür auf ihrer Homepage zwei verschiedene Logins bereitstellt. Dass Einzahlungen nur vom hinterlegten Referenzkonto akzeptiert werden, ist auch ein bisschen seltsam.

Es lässt sich spekulieren, dass man dort weit von einer einheitlichen Systeminfrastruktur entfernt ist und das Tagesgeld nur separat verwaltet wird, grob kaschiert vom Webportal der Bank. Anscheinend brauchte man das Produkt sehr schnell, und vielleicht will man es auch nicht lange anbieten. Ansonsten hätte man das wohl alles besser integriert.

Man stelle sich nur den Fall eines Kunden vor, der seine Kreditkartenrechnung mit dem Geld aus seinem Tagesgeldkonto begleichen möchte. Dieser Kunde ist gezwungen, sein Geld über den Umweg einer anderen Bank zu transferieren. Nicht gerade ein zukunftsweisendes Konstrukt.

All das passt damit zusammen, dass man seit Sommer 23 über einen Verkauf des deutschen Barclays-Ablegers redet. Dieser schien zum Zeitpunkt des ersten Erscheinens dieses Posts fast perfekt zu sein, mit der österreichischen Bawag als Gewinner. Kennt Ihr nicht? Ich bislang auch nicht. Wikipedia nennt in einem Zug Begriffe wie “Arbeiterbank” und “Hausbank der Republik Österreich”, und dann hat man noch Cerberus im Rücken. Diesen Spagat schaffen nicht viele.

Update: bis April 24 sind mir keine anders lautenden Informationen zu dem Thema begegnet, bis auf ein Häppchen auf dem Portal reisetopia über einen Relaunch der Amazon-Kreditkarte. Hier ist wieder Barclays als Partner im Gespräch, und das klingt eher nicht nach Verkauf. Es bleibt mäßig spannend.


Keine Finanz- oder Anlageberatung. Der Autor kann dauerhaft oder zeitweise in erwähnte Produkte investiert sein bzw. besprochene Services selbst nutzen. Beachte bitte auch die Anmerkungen zu Wertpapieren im Impressum.