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R.I.P. post.news

  • Media

Die sozialen Medien sind auf dem absteigenden Ast. Darüber ist bereits viel geschrieben worden, recht gut hat es zum Beispiel der Business Insider auf den Punkt gebracht.

Generell beobachten wir einen Trend weg von den großen öffentlichen Communities hin zu kleinen geschlossenen Gruppen und Chats. Das ist völlig in Ordnung, denn die Kommunikation normalisiert sich einfach wieder. Sie geht nach einer Phase des Hypes dahin zurück, wo sie schon früher gewesen ist: Mehr ins Private, mit dem praktischen Unterschied, dass die Dorfgemeinschaft, in der man sich trifft, inzwischen global verteilt sein kann.

Das hat seine Vorteile, denn Nervensägen ganz unterschiedlichen Charakters bleiben draußen. Seien es die unzähligen Marketingaccounts, die die Timelines bei Instagram fluten. Oder seien es die Stänkerer und Besserwisser, die zuletzt das Leben auf Twitter / X unmöglich gemacht haben und von denen sich einige Fraktionen auf neuere Plattformen wie Bluesky oder Mastodon weiter bewegt haben. Mögen sie dort ihren Frieden finden.

Nun stellt also post.news seinen Dienst ein. Der Grund, dass die Plattform in den Aufzählungen oben fehlt, ist, dass sie es nie unter die ganz Großen geschafft hat. Es handelte sich um einen jener Versuche, es nach dem Niedergang von Twitter besser zu machen. Wie ich fand, um einen richtig guten.

So versuchte man von Anfang an, das Niveau hoch zu halten. Ein höflicher Umgangston wurde geradezu gefordert und schien sich unter den Mitgliedern auch durchzusetzen.

Zudem handelte es sich um einen Hybridansatz aus bezahltem und unbezahltem Content. Man war einerseits ein Social Network, andererseits aber auch eine Publikationsplattform.

Hierzu hatte man das Prinzip der Micropayments implementiert: Pressemedien veröffentlichten ihre Artikel hier, aber nicht, um den Leser zu einem Abonnenment auf der eigenen Plattform zu überreden, für das dieser in der Regel nicht bereit ist. Sondern man bezahlte im Centbereich für genau den Artikel, für den man sich gerade interessiert.

Genau so hätte man es im Netz von Anfang an machen müssen.

All das hatte dazu geführt, dass ich mich Mitte 2023 begann, für den Dienst zu interessieren und ihm auch hier etwas Raum gab. Leider beschränkte man sich – aus durchaus vernünftigen Erwägungen – zunächst auf den US-Markt, so dass die Nachrichtenlage für einen Europäischen Leser nicht immer die Relevanteste gewesen ist.

Doch das sollte sich ja mit dem Rollout der App in den verschiedenen Ländern bald ändern. Bereits im Herbst zeigte sich, dass die App weiter auf sich warten ließ. Das Wachstum verlief langsamer als erwartet. Und vielleicht, aber das ist nur eine Mutmaßung, gab es hierzulande auch Widerstände seitens der Presseunternehmen, sich auf diesen Vertriebskanal einzulassen.

Irgendwann hatte ich dann genug, schloss meinen Account und warf nur noch ab und zu einen Blick auf das Thema.

Heute nun der Post von Gründer Noam Bardin:

It is with a heavy heart that I share this sad news with you. Despite how much we’ve accomplished together, we will be shutting down Post News within the next few weeks.

Ruhe in Frieden, Du warst eine gute Idee.